9. Ausstellung: Walter Grieder (1914–2004) »Skizzen und Studien«

Der Kulturverein h{ART}egg zeigt in der 9. Ausstellung Werke aus dem Nachlass von Walter Grieder sowie Fine Art Prints und schon vergriffene Bilderbücher. An der Vernissage liest Rosi Grieder-Bednarik einige Texte des Künstlers.

Walter Grieder wurde am 21. 11. 1914 in Basel geboren. Er besuchte die Kunstgewerbeschulen St. Gallen und Basel. Danach war er als Werbegrafiker in Paris und London tätig. Ab 1957 arbeitete er als freischaffender Illustrator in Basel, wo er vor allem ab den 1960er-Jahren viele bekannte Kinder- und Jugendbücher gestaltete (u.a. für die Verlage Artemis, Herder, Otto Maier, Diogenes und Sauerländer). Er illustrierte sowohl selbst verfasste Geschichten als auch Texte renommierter Autoren. Ab den 1980er-Jahren betätigte er sich in erster Linie als Kunstmaler, Zeichner und Druckgrafiker. Walter Grieder verstarb im 90. Lebensjahr in Basel.

2008 fand in der Basler Galerie Paul Lüdin eine Gedächtnisausstellung mit Originalen aus den Bilderbüchern statt. Und sein Enkel Matthias Grieder, Grafikdesigner DA, kreierte den Internet-Katalog walter.grieder.info, wo kann man durch die Bilderbücher blättern und die zauberhafte Welt des Walter Grieder neu entdecken kann.

»Schon lange, bevor ich Walter Grieder persönlich kennen lernte, bewunderte ich seine Bilderbücher. Zur Zeit meines Studiums an der Akademie, heute Hochschule für angewandte Kunst in Wien, warteten wir immer schon gespannt auf das Erscheinen seines nächsten Buches – Bilderbücher, die ab den 50er-Jahren mehr als drei Jahrzehnte lang Jung und Alt bezauberten. Walter Grieder war weit über die Schweizer Grenzen hinaus bekannt und meist nicht nur Buch-Illustrator, sondern auch Urheber der Idee und des Textes. Bei der Jugendbuchmesse/Illustratorenschau in Bologna 1969 bin ich ihm das erste Mal begegnet. Er war der Star unter den arrivierten Illustratoren, die sich auf den damals noch üblichen Empfängen und Einladungen von Stadt und Veranstalter tummelten.
 
Walter Grieder war eine Persönlichkeit mit einer turbulenten Biografie. Die Eckdaten – geboren in Basel, aufgewachsen in Frankreich; als Graphiker ausgebildet an der Kunstgewerbeschule Basel; längere Studienaufenthalte in Paris und London; Studienreise nach Indien; ab 1956 one-man-Atelier in Basel als Maler und Illustrator – sagen wenig über sein nicht einfaches Leben aus. Seine schwierige Kindheit – uneheliche Geburt, zwei verschiedene Adoptiv-Mütter, Intermezzo im Zirkusmilieu, erst mit 16 Jahren Begegnung mit seiner leiblichen Mutter in Basel – prägte seine besondere Sensibilität und Zuneigung zu Frauen und Kindern, und schuf seine fantasievolle Innenwelt, die ihn zu seinen eindrücklichen, stimmungsvollen Bilderbücher inspirierte.
 
„Bilder, die den Betrachter in eine Welt der Lebensfreude tauchen lassen, die von Sehnsüchten handeln, die wir als Kinder gelebt haben und als Erwachsene nicht vergessen sollten“, wie sein Sohn Lorenz Grieder in der Einladung zur Gedächtnisausstellung im Oktober 2008 in Basel schrieb.
 
 In seinen letzten Jahren hatte Walter Grieder dieses Kapitel seines Lebens für sich abgeschlossen, um sich nur mehr der Malerei zu widmen. Leider wurde ihm damit – unverdienterweise – nicht derselbe Erfolg zuteil, wie mit seinem illustrativen Werk.«
Rosi Grieder-Bednarik

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